Die Geschichte von St. Andreas Schlutup
Die Kirche in Schlutup wird erstmals 1425 als „neue Kapelle“ erwähnt, für die der Lübecker Rat eine ewige Messe stiftete. Damals gehörte die Schlutuper Kapelle noch zum Kirchspiel St. Jakobi, von dem es am 23. April 1436 als eigenständige Parochie abgeteilt wurde. Im Zuge der Reformation in Lübeck 1531 wurde auch die Landgemeinde Schlutup evangelisch und bekam eine eigene Kirchenordnung, die bis 1866 Bestand hatte.
Erster Kirchenbau in Lübeck nach der Reformation
Das Fischerboot auf Kirchberg erinnert an eine Besonderheit der Schlutuper Kirchengemeinde. Seit alters her ist Schlutup ein Fischerdorf gewesen, und die Einnahmen aus dem Fischfang trugen zum Einkommen der Kirche bei. Erst 1899 wurden die Kirchenfischzüge per Senatsdekret gegen die Zahlung einer Entschädigung aufgehoben.
Die St.-Andreas-Kirche wurde nach neuesten dendrochronologischen Untersuchungen 1537/38 erbaut und ist damit Lübecks einzige unmittelbar nach der Reformation errichtete Kirche. Die ursprüngliche Holzbalkendecke wurde 1871 zu Gunsten einer größeren Orgel entfernt, so dass sie durch eine Hängewerkkonstruktion ersetzt wurde. Nur unter dem Chorpolygon ist noch ein Rest mit der barocken Bemalung, die die von Engeln umrahmte Dreieinigkeit zeigt, erhalten. Eine Besonderheit stellen die Buntglasfenster dar, die alle aus der Hand eines Künstlers, des Lübecker Malers Curt Stoermer sind und im Laufe von drei Jahrzehnten entstanden sind. Sie zeigen den heiligen Andreas (1928), Petri Fischzug, den barmherzigen Samariter sowie den guten Hirten (1936), und 1954 kamen das Weihnachts- und Osterfenster hinzu. Der Turm wurde um 1600 errichtet. Seine heutige Gestalt mit Schieferdach und Bogenfries erhielt er 1876.
Das älteste Ausstattungsstück der St.-Andreas-Kirche ist der Taufstein aus gotländischem Kalk aus dem 13. Jahrhundert. Er ist damit älter als die Kirche und stammt vermutlich aus der Mutterkirche St. Jakobi. Weitere wichtige Ausstattungsstücke sind das hölzerne Kruzifix (1639), die Kanzel (1649/50) und der Altar (1716). Bemerkenswert sind auch die Epitaphien, die u.a., die Pastorenfrau Küsel (1612) und mehrere Pastoren zeigen.
Bevölkerungszuwachs sorgt für Veränderungen
Wegen des Bevölkerungszuwachses in Folge der Ansiedlung von industriellen Fischräuchereien Ende des 19. Jahrhunderts erwies sich der alte Friedhof um die Kirche herum als zu klein. So wurde 1896 der neue Friedhof mit Kapelle an der heutigen Stelle eingerichtet. Einen weiteren gewaltigen Bevölkerungszuwachs erfuhr Schlutup nach dem Zweiten Weltkrieg, als auf dem Gemeindegebiet vier Flüchtlingslager eingerichtet wurden, in denen ungefähr 1.600 Menschen lebten. Sie bildeten zunächst eine eigene Lagergemeinde. 1958 wurde die Lagergemeinde mit der Kirchengemeinde St. Andreas zusammengelegt. 1958 wurde am Müllerberg 1958 der erste Kindergarten der Gemeinde eröffnet, der sich heute im Gemeindezentrum am Bögengang befindet. Bis 1990 wurde der Lübecker Stadtteil durch die unmittelbare Nähe an der innerdeutschen Grenze geprägt, denn hier befand sich der nördlichste Grenzübergang zur DDR auf der Transitstrecke nach Rostock und Rügen.
Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.
„Salz der Erde“: Geschichte, Kirchen und Kapellen von 57 Gemeinden
57 Kirchengemeinden erstrecken sich von Travemünde bis Lauenburg an der Elbe und bilden den noch jungen Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Historikerin Dr. Claudia Tanck und Fotograf Manfred Maronde machten sich auf den Weg, dessen Geschichte sowie sämtliche Kirchen und Kapellen in Text und Bild zu dokumentieren. Das 420 Seiten umfassende und 2350 Gramm schwere Buch „Salz der Erde - Licht der Welt“ erschien soeben im Rostocker Hinstorff-Verlag.
Um alle Kirchen und Kapellen zu fotografieren, legte Maronde gute 8.000 Kilometer zurück und investierte 444 Stunden an Zeit. Bei seinem ersten Fotobesuch in der St.-Georgs-Kapelle Fuhlenhagen (zwischen Schwarzenbek und Mölln gelegen) erschrak der Fotograf: „Das geduckte Fachwerkhaus war unten nur noch ein Gerippe, die Mauersteine waren weggeräumt, sodass man hindurchsehen konnte. Umso erleichterter war ich ein Jahr später nach der Restaurierung, welches Kleinod hier im kleinen Bauerndorf erhalten geblieben ist“. Am tiefsten beeindruckt habe ihn persönlich die St.-Andreas-Kirche in Schlutup: „Ich war einst Matrose bei der Marine - dementsprechend begeistert bin ich von den Schiffsmodellen und den vielen warmen dunklen Hölzern, die in der Kirche eine Atmosphäre zum Wohlfühlen schaffen. Ich musste mich richtig losreißen“. ...
Quelle: Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg